Mythos: bAV bindet Mitarbeiter

Der betrieblichen Altersvorsorge werden geradezu übernatürliche Kräfte nachgesagt. Zum Beispiel Mitarbeiterbindung und Flutkuationsverhinderung. In diesem Artikel wird der Mythos unter die Lupe genommen.

Ein Traum: Die #betrieblichealtersvorsorge bindet Mitarbeiter und verhindert ungewollte Fluktuation!

So oder ähnlich bewirbt die Branche seit ziemlich genau 20 Jahren die bAV.

Mittlerweile ist bei vielen Unternehmen eine gewisse Ernüchterung eingetreten, denn das Rein und Raus hat sich trotz des Angebots einer betrieblichen Altersvorsorge nicht merklich verändert.

Stimmt es also nicht, dass bAV Mitarbeiter bindet und ungewollte Fluktuation verhindert?

Eine differenzierte Betrachtung ist lohnenswert. Und es gibt eine Reihe von Ebenen, auf die das genaue Hinsehen lohnt.

Hier habe ich einige Fragen zusammengestellt, die sich enttäuschte Unternehmen stellen sollten, um die betriebliche Altersvorsorge wieder zu einem Erfolg zu machen:

1️⃣ Welches Ziel - ganz konkret - soll durch die bAV unterstützt werden?
2️⃣ Wie steht die Geschäftsleitung persönlich zur betrieblichen Altersvorsorge?
3️⃣ Passt die Gestaltung der bAV zur von den Mitarbeitern erlebten Wertekultur unseres Unternehmens?
4️⃣ Wie ist die Information und Kommunikation zur bAV? Auffindbar? Verständlich?
5️⃣ Wie ist die Haltung der HR-Abteilung zur bAV?
6️⃣ Betrachtet die Geschäftsleitung die bAV als Holschuld der Mitarbeiter oder als Bringschuld des Unternehmens?

Check: Hat Ihr Unternehmen einen bAV-Kater?

Der bAV-Kater ist die Überdrüssigkeit, wenn nach einer fulminanten Startphase die erwarteten bAV-Ergebnisse ausbleiben.

Bei Einführung der bAV haben noch alle begeistert mitgemacht. Von dieser Begeisterung ist aber nach ein paar Jahren nicht mehr viel übrig.

Es fragt auch kaum ein neuer Bewerber nach bAV, Kündigungen gab es trotz bAV und die Personalabteilung beklagt sich über die Wucht der teils ausufernden Brieffreundschaften mit zig verschiedenen Versicherern.

Die Firmenleitung hat andere Probleme und der Makler hat sich auch schon länger nicht mehr blicken lassen.

Interessenskonflikt

Zwischen der Geschäftsleitung und dem Makler gibt es einen Interessenskonflikt: Das Unternehmen möchte am liebsten nur noch Verzichtserklärungen (was einer ehrenamtlichen Tätigkeit des Makler gleichkommt, die jedoch gleichzeitig das Gegenteil seiner eigentlichen Aufgabe zementiert), der Makler braucht neue Anträge, um seine Services aufrecht halten zu können. Ein klassischer Interessenskonflikt.

Lösung

Ich bringe meinen Kunden die Verzichtserklärungen, dafür wird im Vorlauf ein smartes Informationspaket vereinbart und eine digitale Selbstabschlusstrecke angeboten. Aber darauf liegt heute nicht der Fokus.

Außenbetrachtung: Hat sich etwas an der Rentenfront verändert?

Zwei sehr wichtige Punkte haben sich verändert:

Aus 4 : 1 wurde ein 1,6 : 1!

Die Umlagefinanzierung der Deutschen Rentenversicherung ist in den letzten 20 Jahren von 4 Aktiven, die einen Rentner finanzieren, geschrumpft auf dramatische 1,6 Aktive, die einen Rentner finanzieren. Und mit der Berentung des letzten Babyboomers in nur 7 Jahren, wird es beinahe auf eine dramatische 1 : 1 Finanzierung hinauslaufen. DAS ist nicht aus der DRV bezahlbar! Seitherige Regierung haben an dieser Stelle zu 100% verzagt, versagt und mögliche Lösungsschritte verzögert.

Die Jugendstudie 2021/2022 von Simon Schnetzer zeigt, dass 58 % der 14-29-jährigen die Lösung des Rentenproblems als ihr dringendstes Problem ansehen.

An der Notwendigkeit von Renten-Lösungen hat sich also nicht geändert - nur dass die Zeit immer drängender wird. Sehr wohl hat sich die Hinwendung der Jungen zum Thema geändert: 58 % verlangen eine Lösung. Das Argument, “es interessiert sich keiner für Rente”, ist als Lüge entlarvt!

Grenzen und Möglichkeiten von betrieblicher Altersvorsorge im Kontext von Unternehmenszielen

Unternehmen die bAV erfolgreich für ihre Ziele einsetzen gehen in sehr übereinstimmender Weise vor.

  1. Ziel definieren

Welches Ziel soll die Einrichtung oder Erneuerung in Ihrem Unternehmen unterstützen?

Beim Neubau einer Halle wird die bAV nicht helfen können. Bei den personalstrategischen Zielen sieht es ganz anders aus, da kann die bAV unterstützen.

Wenn Ihnen die Idee spanisch vorkommt, liegt es vielleicht daran, dass Ihnen die Vielfältigkeit der Gestaltung nicht bekannt ist.

Welche Möglichkeiten gibt es?

  1. Es gibt Durchführungswege, die sich zur Mitnahme zum nächsten Arbeitgeber eignen, andere enden, sobald das Arbeitsverhältnis beendet ist. Wollen Sie also einen Mitarbeiter eng ans Unternehmen binden, ist es kontraproduktiv, ein Produkt zu wählen, welches beim nächsten Unternehmen einfach weiterlaufen würde.

  2. Es gibt bAV über Versicherer und es gibt bAV ohne Versicherer. Beide Wege haben ihre Berechtigung und für jeden Betrachter individuell Vor- und Nachteile.

  3. Die Finanzierung der Einzahlung kann sehr individuell (natürlich unter Berücksichtigung der Gleichbehandlung) gestaltet werden. Über Gehaltsumwandlung finanzierte bAV bezahlt letztlich nur der Mitarbeiter. Eine firmenfinanzierte bAV bezahlt nur das Unternehmen. Es gibt zahlreiche bewährte Kombinations- und Stufenmodelle, die sehr treffsicher zur Unterstützung von Zielen eingesetzt werden.

Ziel: Mitarbeiterbindung

Wenn Ihr Ziel ist, eine stärkere Mitarbeiterbindung an Ihr Unternehmen zu erreichen, haben sich folgende Überlegungen zu bAV-Lösungen bewährt:

  1. Belohnung von Treue durch steigende bAV-Einzahlungen durch den Arbeitgeber parallel zur Dienstzugehörigkeit.

  2. Die Belohnung kann in festen Euro-Beiträgen oder auch in prozentualen Zuschüssen zur Gehaltsumwandlung erfolgen. Auch eine Kombination von Zuschuss und Beitrag hat sich bewährt. Diese kann in Stufen mit steigender Betriebszugehörigkeit ausgebaut werden.

  3. Über die Zeit finanziert das Unternehmen die Einzahlungen vollständig - es folgt einem vorher definierten Plan.

  4. Kommunikation: Ihr kommt eine entscheidende Rolle zu! Die Informationen zur bAV müssen mehreren Kriterien gerecht werden. Zum Beispiel: Offen, transparent, zugänglich, proaktives Anbieten durch den Arbeitgeber, Tracking nach Übergabe auf den Makler, nachvollziehbar, informativ, verständlich, individuell, während der Arbeitszeit. Über dem Mitarbeiter bekannte und leicht zugängliche Medien: App, Intranet, Print. Regelmäßige Informationen, Belegschafts-Workshops. Im Rahmen des Off-Boarding: Verständliche Informationen zur Weiterführung.

  5. Für den firmenfinanzierten Teil der Altersvorsorge: Einbau von Barrieren gegen die vorzeitige Übertragung auf den Mitarbeiter.

Unterschiedliche Ziele rufen nach unterschiedlichen bAV-Konzepten

Am oben dargestellten Beispiel habe ich die Mitarbeiterbindung in den Mittelpunkt gerückt. Um sich im War for Talents abzuheben sind andere Punkte im Vordergrund. Und wenn Ihr Ziel einfach lautet: “Ich möchte, dass meine Mitarbeiter keine Rentensorgen haben müssen”, dann hat das Konzept wieder andere Schwerpunkte.

Jedes Unternehmen verdient seine eigene bAV-DNA! Weil jedes Unternehmen anders tickt, darf auch die bAV für jedes Unternehmen Boutique-Charakter haben. Das gilt für Unternehmen aller Größenordungen. Die bAV darf so unique sein wie Ihr Geschäftsmodell!

2. Ihre Haltung zur betrieblichen Altersvorsorge entscheidet

Wie ist Ihre persönliche Haltung als Geschäftsleitung zur betrieblichen Altersvorsorge?

Gehen Sie bitte davon aus, dass alle unter Ihnen keine bessere Meinung dazu haben als Sie selbst. Falls Sie selbst eine schlechte Meinung zur bAV haben: Lassen Sie es vielleicht besser.

Falls Sie jedoch der Meinung sind, dass mit der betrieblichen Altersvorsorge eines der drängendsten gesellschaftlichen Probleme eine Lösung finden kann und dass es Ihre (sorry) verdammte Pflicht ist, Ihren Mitarbeitenden eine tragbare, nachhaltige Lösung anzubieten die jeder nutzen sollte, dann stellen Sie sicher, dass alle unter Ihnen, die mit der Implementierung und Betreuung beauftragt werden, Ihre Meinung teilen. Und zwar unbedingt zu 100%.

3. Gefühlte Wertekultur und betriebliche Altersvorsorge…

… müssen zusammenpassen wir Arsch auf Eimer, wie die Faust aufs Auge oder fein ausgedrückt:

Die von den Mitarbeitenden empfundene, im Unternehmen gelebte Wertschätzung und Wertekultur, muss kongruent zur Gestaltung der betrieblichen Altersvorsorge sein.

Ein Unternehmer, der die gesetzlichen Vorschriften zur Arbeitssicherheit missachtet, seine Angestellten als Fußabtreter behandelt wird nicht mal einen rein firmenfinanzierte Altersvorsorge los! Da passt nichts zusammen!

Das Konzept der betrieblichen Versorgung muss kongruent zur gefühlten Wertekultur passen. Vielleicht darf es einen Schnaps drüber liegen. Mitarbeitende haben einen Seismografen in sich, der Lücken und Unstimmigkeiten sofort erspürt und das gutgemeinte Engagement sofort konterkariert.

4. Kommunikation

Kommunikation, Kommunikation, Konzept sind, was Lage, Lage Lage für die Immobilie ist: Erfolgsfaktoren.

Die Kommunikation zur betrieblichen Versorgung braucht vor Allem erfahrene bAV-Berater, die es verstehen, verständlich zu informieren auf allen betrieblichen Ebenen und Kanälen. Es ist (aus der Versorgungssituation heraus) zwingend notwendig, dass alle Mitarbeiter die Möglichkeit haben, in das Versorgungswerk integriert zu werden. Angepasst an die Belegschaftsstruktur sind die Kommunikationsmittel zu wählen und zu gestalten.

Für alle Informationen zur betrieblichen Versorgung gilt: Sie müssen ohne Barrieren leicht auffindbar sein, verständlich, transparent. Der persönliche (Video-/Telefon-) Kontakt zum Berater ist bekannt und präsent.

Neben der persönlichen und individuellen Beratung stellen TOP Unternehmen zusätzlich digitale Informationen auf leicht zugänglichen Wegen zur Verfügung.

Das Vertrauen in digitale Medien ist seit 2020 enorm gewachsen - mit Auswirkungen auf den Beratungsprozess. Videoberatungen genießen hohe Akzeptanz und auch digitale Beratungs- und Beantragungstools werden in eingefordert und in Anspruch genommen.

Dranbleiben und wiederholen: Betriebliche Altersvorsorge ist kein Hundertmeterlauf sondern eher ein Marathon mit Staffelstabübergabe und sehr vielen Runden.

Regelmäßige Informationen über die Post vom Versicherer hinaus können dem bAV-Projekt die angemessene Sichtbarkeit und höhere Wertschätzung bringen.

5. Beziehungsstatus HR und bAV - (k)eine Liebe auf Dauer?

Nach der Einführungsphase und den persönlichen warmen Worten der Geschäftsleitung zur betrieblichen Versorgung wird der Staffelstab oft an HR übergeben. Und da liegt er dann. Und liegt. Und liegt…

In mancher HR Abteilung hat man als Makler fast den Eindruck ein Störenfried zu sein und mancher Makler berichtet eher von bAV-Verhinderern in der HR-Abteilung als Förderern. Nun kann ich nicht beurteilen weshalb dies so ist und ich möchte es auch nicht bewerten. Genau deshalb möchte ich Ihnen laut zurufen:

6. bAV ist Chefsache!

Moderne Verwaltungsprogramme unterstützen HR in der täglichen Arbeit. Wir haben Softwarelösungen, die direkt in die Gehaltssoftware hineinarbeitet und Verwaltungsprogramme, die Störfälle nicht zum Drama werden lassen.

7. Hol- oder Bringschuld?

Betrachtet Ihr Unternehmen es als eine Holschuld der Mitarbeiter, an die bAV heranzukommen? Oder betrachten Sie es als Ihre Aufgabe, Ihre Mitarbeiter in das betriebliche Versorgungskonzept zu integrieren?

Dazwischen liegen Welten:

Holschuld kombiniert mit Pflichtzuschuss: Das ergibt schwache Nutzungsquote im einstelligen oder unteren zweistelligen Prozentbereich! So stellt sich weder intern noch extern eine positive Wahrnehmung des Angebotes ein.

Haben Sie dagegen Interesse, möglichst viele Mitarbeiter in das betriebliche Versorgungskonzept zu integrieren? Diese Grundhaltung belohnt Sie schon heute mit freundlicher Akzeptanz durch Ihre Mitarbeitenden.

Unternehmen die ihr betriebliches Versorgungswerk als Erfolg bezeichnen haben die Absicht, maximal viele Mitarbeitende zu Profiteuren des Konzeptes zu machen und agieren genauso:

  • Betriebliche Versorgung wird aktiv angeboten

  • Betriebliche Versorgung ist ein Punkt in jedem Bleibegespräch.

  • Betriebliche Versorgung wird als Teil eines Gesamtpaketes verstanden bei dem jedes einzelne Teil wertig ist.

Betriebliche Versorgung passt - zur Philosophie, zur Wertekultur, zum Umgang miteinander, zu den anderen Benefits und natürlich zu Verantwortung, Aufgabe und Vergütung.

Summit:

Betriebliche Versorgung ist ein attraktiver Bestandteil eines stimmigen Gesamtpaketes. Der Charakter des Unternehmens, die Gestaltung analog der Ziele und die Kommunikation entscheiden darüber, ob das Angebot der betrieblichen Altersvorsorge das Unternehmen für Mitarbeitende interessanter macht oder nicht.

Ein Konzept, das zwar die Ziele des Unternehmens bedient, jedoch an den lebensphasenorientierten Bedarfen der Belegschaft vorbeigeht, lädt nicht zum Verweilen ein.

bAV lädt zum Verweilen ein, wenn sie in Balance zwischen den Unternehmenszielen und den persönlichen Bedarfen attraktiv gestaltet und angemessen kommuniziert wird.

Kommen Sie auf uns zu: Wir können alles außer 08/15- wir können exzellente bAV. Darauf können Sie und Ihre Mitarbeitenden sich verlassen. Deshalb wurde mir durch Die Deutsche Wirtschaft schon 2020 die Auszeichnung als Exzellenzberater des Deutschen Mittelstandes zugesprochen.

Cordula Vis-Paulus